TK79 privat /  Krinitz

Krinitz
Aus meiner Kunst-Facharbeit, 1998 Tino Korth

Krinitz wurde erstmals 1544 in einer Urkunde unter dem Namen „Crinitz" erwähnt. Jedoch sagt diese erstmalige Erwähnung nichts über das wahre Alter von Krinitz aus.

Die Krinitzer Umgebung wurde vor allem durch die Eiszeit vor rund 20000 Jahren geprägt. Am Ende dieser Eiszeit führten Schmelzwasser von der äußeren Endmoräne in Richtung Süden der Elbe zu. Solche Abflüsse sind z. B. die Elde und der Meyn, die an Krinitz vorbeifließen. Aufgrund solcher Abflüsse lagerten sich große Sandmassen bzw. Sandfelder an, sogenannte Sander. Da diese Sandfelder noch nicht bewachsen waren und sich Pflanzen nur schwer auf diesem Sand gedeihen konnten, entstanden große Wanderdünen. Regelmäßige Elbehochwasser machten den Boden fruchtbar und Erlen- und Eschen- und Eichenwälder entstanden. Durch diese jährlichen Hochwasser entstanden aber auch Moore, urwaldähnliche Heiden und Brüche, dann kamen jährliche Dürreperioden hinzu und auch Mückenplagen waren aufgrund der vielen Gewässer vorhanden. Diese Faktoren machten das Gebiet sehr siedlungsfeindlich. Obwohl die Gebiete um Krinitz sehr fisch- und wildreich waren, kamen erst 750 n. Chr. die Siedler dieser Umgebung, sie machten das Land bewohnbar und legten Felder an. Der slawische Dorfname deutet auf eine ältere Dorfanlage der Wenden, da die Endung ~itz typisch für Sippeneigentum am Boden ist. Die Ortsnamen mit ~ow und ~in hingegen sind jünger, da sie den Besitz eines Einzelnen (wendischen Adligen) anzeigen. Als im 12./13. Jahrhundert nach dem Wendenkreuzzug deutsche Bauern als Siedler in das ostelbische Gebiet kamen, übernahmen sie die alten Ortsbezeichnungen. Krinitz bedeutet im slawischen „Kreuzschnabel".Wenn man die Dörfer Gorlosen, Deibow, Bochin-Zuggelrade, Görnitz und Krinitz mit einer Linie verbinden würde, bilden die Linien einen Schnabel. Da Krinitz als Sackgassendorf an der Spitze dieses (Kreuz-) Schnabels liegt, nimmt man an, daß das der Grund für diese Namensgebung ist. Durch Funde konnte man feststellen, daß das Ur-Crinitz nicht dort lag, wo das heutige Krinitz ist. Etwa 1 Kilometer in Richtung Görnitz liegt der Göbengraben, an dessen Ufer viele Scherben mittelalterlicher Herkunft gefunden wurden. Außerdem fand man 1986 einen Steinhammer aus Granit. Also hatten die Ur-Crinitzer ihre Siedlungen am Göbengraben errichtet. Das machte auch Sinn, denn neben dem Göbengraben verlief eine Düne, die die Siedlungen, da sie eine Erhöhung bot, schützte - das Wasser konnte die Siedlungen bei Hochwasser nicht erreichen. Warum Krinitz jetzt woanders steht, kann man nicht genau feststellen. Man vermutet jedoch eine Brandkatastrophe, die die alten Siedlungen völlig zerstörte, so daß man Krinitz ein zweites Mal aufbaute - an der Stelle, wo man Krinitz heutzutage finden kann. Da die Stelle, wo ursprünglich Crinitz stand, inzwischen stark bewaldet ist, erwartet man jedoch keine weiteren Funde an dieser Stelle. Hauptsächlich ließen sich in Krinitz im Laufe der Zeit Bauern, Hüfner und Kossäte nieder, die große Bauernhöfe errichteten. Vor allem Viehwirtschaft wurde in Krinitz betrieben, da die Ackerflächen für Kulturanbau nicht gut genug war. Jährliche Hochwasser und Stürme schmiedeten die Bauernhöfe in der Not eng zusammen - die Bauern halfen sich gegenseitig. Wenn man sich die Dorfchronik anschaut, fällt auf, daß viele Bauerngehöfte viele Generationen lang ein und denselben Besitzer hatten - die Bauern krallten sich regelrecht an ihren Besitz. Selbst die „Republikflucht aus dem ersten Arbeiter- und Bauernstatt auf deutschem Boden" ging fast spurlos an Krinitz vorüber. Zur Zeit der Industrialisierung im vorigen Jahrhundert mußten sich die Bauern neu orientieren, mit den veraltetet Methoden der Dreifelderwirtschaft und Zeitverpachtung war ihr Überleben nicht gesichert. So mußte man in die Mehrproduktion einsteigen, Eigentumsverhältnisse klären und die Dienste bei Grundherren gegen Geldleistungen ablösen und später den Gutshof als sein Eigentum erwerben, um die Einnahmen sichern zu können. Von diesem Zeitpunkt waren die meisten Krinitzer Eigentümer. Man erwarb neue Flächen, auf denen man nun auch Getreide anbauen konnte. Nach und nach verschwand die Landwirtschaft, Bauernhöfe schlossen sich zusammen, bis schließlich die landwirtschaftlichen Flächen von Genossenschaften bewirtschaftet wurden.

Die Städte in der Umgebung wuchsen und wuchsen, da Arbeitsplätze in der ländlichen Umgebung rar wurden und in den Städten viele Arbeitsplätze vorhanden waren. Das hatte auch Folgen für Krinitz. Von ca. 240 Einwohnern 1858 schrumpfte die Einwohnerzahl auf ca. 100 Einwohner heutzutage.

Als die ersten Siedler Crinitz an dem Göbengraben errichteten, wurde die Siedlung auf einer Erhöhung kreisförmig errichtet. Als nun Krinitz abbrannte und an der Stelle errichtet wurde, wo sich Krinitz jetzt befindet, war Krinitz ein Sachgassen- und Runddorf. Es führte nur eine Straße nach Krinitz, die Häuser wurden wie ein Kreis um die Straße gebaut. Später wurde Krinitz mit einer Straße verbunden, die einerseits Krinitz mit Deibow verband, und die dann nach Lenzen über Görnitz und Eldenburg führte. Nun bauten weitere Familien an dieser Straße ihre Häuser bzw. Gehöfte. Diese Straße wurde „Lenzener Straße" genannt. Im 20. Jahrhundert wurde eine weitere Verbindungsstraße zwischen Krinitz und Grittel und eine weitere nach Bochin gebaut, so daß Krinitz 4 Anschlußstraßen in alle Himmelsrichtungen besitzt, die nach Gorlosen, Bochin, Görnitz und nach Deibow führen. Nachdem die Städte überquollen, kamen wieder Familien in die ländliche Gegend zurück und auch in Krinitz wurden neue Häuser gebaut, die „Ringstraße" wurde eingeweiht. Nach und nach wurde Krinitz erweitert, bis 1998 das letzte bebaubare Land bebaut wurde. Größer kann Krinitz nicht mehr werden.

Jedes Dorf gehörte früher zu einer Kirche - die Krinitzer gingen in die Kirche nach Deibow (Prignitz). Als jedoch die Kirche abbrannte, machten es sich die Krinitzer einfach - sie gingen fortan in die Gorlosener Kirche. Noch heute ist der „Kirchsteig" vorhanden. Dies ist ein Waldweg, den früher die Krinitzer benutzten, um zur Gorlosener Kirche zu gelangen. Daß die Krinitzer in eine Mecklenburgische Kirche gingen, denn Gorlosen gehörte zum Land Mecklenburg, entfachte einen großen Streit mit der prignitzer Kirche, jedoch mußten die Prignitzer Abgeordneten einsehen, daß die Krinitzer starrköpfig sind und trotz Mahnungen weiterhin nach Gorlosen gingen, bis man Krinitz der Kirchgemeinde Gorlosen zuwies.

Die Krinitzer Wirtschafts- und Sozialstruktur wandelte sich ständig. So waren 1576 nur 6 Hüfner und 8 Kossäten in Krinitz vorhanden, 1652 bestand Krinitz aus 8 Fischerkaten mit je einem Einwohner. 40 Jahre später befanden sich in Krinitz 8 Halbhüfner mit je Hufe einschließlich Schulze, 4 Kätner mit und ein Kätner ohne Acker, 1 Kuhhirt, 1 Schäfer und 4 Hufen. 1800 hausten in Krinitz 1 Lehnschulze, 7 Ganzbauern, 4 Halbbauern, 2 Büdner, 14 Einlieger, 4 Hufen und insgesamt 22 Feuerstellen. 1846 bestand Krinitz aus 17 Wohnhäusern und schon 14 Jahre später befanden sich in Krinitz 1 öffentliches Wirtschaftsgebäude, 25 Wohn- und 27 Wirtschaftsgebäude. Auch eine holländische Getreidemühle war vorhanden. Diese Zahlen zeigen am deutlichsten, daß Krinitz zu der Zeit sehr stark expandierte. 1956 wurde das Land der Krinitzer aus 4 Neubauern aufgeteilt - die Landwirtschaft ging zurück. Schließlich wurde 1958 die LPG Typ I in Krinitz eingeführt, in der sich 1958 5 und 1960 schon 56 Mitglieder befanden. Die Einwohnerzahlen Krinitz‘s sind in der folgenden Grafik gut entnehmbar. Dabei fällt auf, daß Krinitz 1858 die größte Einwohnerzahl mit 235 Einwohnern hatte.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde in Krinitz eine Gastwirtschaft errichtet, die bis heute noch existiert. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Freiwillige Feuerwehr Krinitz und ein Schützenverein gegründet. Um 1870 wurde in Krinitz eine Schule errichtet, die bis nach dem Zweiten Weltkrieg die Krinitzer Kinder unterrichtete. Aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg kamen viele Krinitzer nicht mehr zurück und der Schützenvereins mußte geschlossen werden. Am 2. Dezember 1922 wurde Krinitz erstrahlte in Krinitz das erste elektrische Licht. Dieses Ereignis wurde kräftig mit einem „Lichtball" gefeiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg bekam Krinitz einen Konsum und in den 80ern eine Sportstätte, mit der Krinitz sportlich sehr erfolgreich wurde und viele Pokale im Fußball und Tischtennis holte. Der Untergang der DDR war ein Schock für die meisten Krinitzer, der bis heute noch nicht ganz überwunden ist. Die Familien sitzen zu Hause, haben, nachdem der Konsum geschlossen wurde, da die Besitzer kurz vor der Öffnung der Grenzen nach Westdeutschland geflohen sind, auch keine Anlaufstelle mehr, wo man sich täglich unterhalten kann. Auch ist Krinitz jetzt mecklenburgisch, und gehört nicht mehr zur brandenburgischen Prignitz. Um den „Anschluß" nicht zu verpassen, wurden in Krinitz unterirdische Wasserleitungen verlegt, die Straße nach Deibow wurde erneuert und man plant die Straße nach Grittel neu zu bauen. Jedoch weiß noch niemand, wann die Kopfsteinpflasterstraße nach Gorlosen erneuert werden soll. Diese Straße ist zur Zeit das größte Ärgernis der Krinitzer. Schließlich bekamen 1996 alle Krinitzer einen Telefonanschluß. Heute, 1998, ist in Krinitz nur noch die „Sportlerbude", die Gastwirtschaft und die Freiwillige Feuerwehr zu finden. Außerdem ist in Krinitz eine Geflügel- und Eierfarm beherbergt. Man hat für die Kinder einen Spielplatz errichtet und verspricht seit Jahren einen Jugendclub aufzubauen. Ein großer Teil der Krinitzer waren nach der „Wende" jahrelang oder sind noch arbeitslos; der ehrenamtliche Bürgermeister hat ABM-Stellen geschaffen, um wenigstens ein paar Einwohner mit Arbeit zu versehen. Obwohl viele es auf Dörfern wie Krinitz eines ist, viel zu langweilig finden, finde ich persönlich Krinitz als ein schönes Dorf. Die neue Dorfstraße sieht im Sommer ganz toll aus, wenn sie im Grün des Grases eingebettet liegt. Was außerdem schön an Krinitz ist, ist, daß rund um Krinitz Wald ist und eine tolle Stille herrscht, so daß man hier noch die Vögel zwitschern hören kann. Nicht ohne Grund sage ich immer „Krinitz ist die Perle des Nordens".



Quellenangabe:

„Materialsammlung zur Ortsgeschichte Görnitz · Krinitz, » Chronik «" gesammelt und bearbeitet von Lothar Kluck, Band 1 und 2 im Auftrag der Gemeinde Krinitz


Sat-Bild Krinitz
 

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